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VeitFAQ #05 - 5 Fragen. 5 Antworten.

Autor Robert Ampoitan
Datum 03 Mai 2021
Kategorie VeitFAQ
VeitFAQ 5 Fragen 5 Antworten Blog Veit Lindau

Transkript

Thomas: 

Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge VeitFAQ. Grüß dich, lieber Veit.


Veit: 

Hey, grüß dich, Thomas und alle, die zuschauen.

 
Thomas: 

Bevor wir gleich mit Frage Nummer eins starten, ein herzliches Dankeschön an alle Fragen, die uns bisher erreicht haben. Wirklich klasse. Wir sind immer wieder überrascht über euren Impact, den ihr auch hier helft, mit in dieses Content-Format reinzubringen. Lasst uns loslegen!


Dir liegt etwas auf der Zunge oder du wolltest schon immer etwas von Veit wissen? Dann hast du jetzt die Gelegenheit dazu.

Frage 1: Welches ist dein Lieblingsbuch? 

Veit:

Mein Lieblingsbuch ist der “Kurs in Wundern”. Das ist ein Buch, das ich relativ selten öffentlich erwähne, weil es kann leicht missverstanden werden. Das hat eine starke christliche Terminologie. Ich persönlich halte das für ein absolut mind-transforming Buch und wenn du mich fragen würdest: „Hey Veit, du darfst nur ein Buch mit auf eine Insel nehmen“, dann wäre es das.


Thomas:

 Jetzt muss ich nochmal fragen: Wie war der Titel?


Veit: 

Der Kurs in Wundern„. Also im Grunde genommen ist es ein Kurs, der aus 365 Tageslektionen besteht, die deine Wahrnehmung der Realität wirklich auf eine sehr sanfte und gleichzeitig radikale Art und Weise auseinander nehmen. Und ich kann definitiv sagen – ich habe den Kurs zweimal gemacht – dass sich mein Leben seitdem drastisch verändert hat.


Thomas:

Wie groß ist das Buch? Wie umfangreich?


Veit: 

Es ist richtig dick. Wie gesagt, es besteht aus diesen Tageslektionen. Die bestehen immer im Grunde genommen nur aus einem Satz. Zum Beispiel: Eine Lektion heißt – eine meiner Lieblingslektionen – „Ich weiß nicht, was das bedeutet.“ Das heißt, du gehst durch den Alltag, du schaust all die Dinge an, schaust zum Beispiel deine Frau an und dein Verstand sagt „Hey das ist meine Frau und ich kenne die“. Und heute sagst du, „ich weiß nicht, was das bedeutet.“ Das heißt, du nimmst deine Produktionen zurück und kommst dadurch wieder mehr ins Staunen. Oder diese geniale Frage „Willst du recht haben oder glücklich sein?“ – die stammt auch aus dem Kurs. Da arbeitest du einfach jeden einzelnen Tag einfach nur mit einem Satz und er macht einfach was. Deswegen kann ich den Kurs sehr empfehlen. Wie gesagt, das Arbeitsbuch, das ist dann der dickere Teil, der ist gewöhnungsbedürftig, weil die Menschen, die den Kurs geschrieben haben, die kommen sehr stark aus einer christlichen Richtung. Wenn man das abstrahieren kann, ist auch das Arbeitsbuch sehr, sehr powerfull.


Thomas: 

Ist das State of the Art also aktuell dieses Buch oder ist es schon in die Jahre gekommen?


Veit: 

Der ist mittlerweile ich glaube 70 Jahre alt oder so und der hat eine spannende Geschichte. Also das ist eine, wenn ich mich richtig erinnere, Psychiaterin gewesen, die tatsächlich plötzlich Eingebungen bekommen hat. Also Jesus hat zu ihr gesprochen, Christus hat zu ihr gesprochen und sie fand es am Anfang ganz doof und wollte nichts damit zu tun haben. Dann hat sie sich hingesetzt und wer auch immer da zu ihr gesprochen hat, hat dieses Buch runter diktiert und das ist krass. Das Buch ist wirklich krass. Ja, auf eine gute Art und Weise.


Thomas: 

Das setzen wir direkt einen Link nachher mit in den Beitrag für alle, die sich dafür interessieren. Klingt auf jeden Fall super spannend.


Veit: 

Er sucht auch wirklich keinen Stress, weil du kannst das in deinem Tempo machen. Du kannst jederzeit aufhören. Ich glaube für meinen ersten Durchlauf habe ich drei Jahre gebraucht. Und es ist erstmal nichts weiter, außer dass du quasi einen vielleicht erst einmal relativ ungewöhnlichen Gedanken in deinen Alltag einschleust, der aber was macht.


Thomas: 

Klingt prinzipiell jetzt mal für mich als Außenstehenden danach generell alles Mögliche nochmal zu hinterfragen. Also nicht einfach nur Ja und Amen zu sagen, sondern zu hinterfragen, was das eigentlich generell nochmal war und was es bedeutet.


Veit: 

Der krasse Widerspruch in uns Menschen ist einfach, dass unser Gehirn uns permanent suggeriert, dass wir sehen, was wirklich passiert. Und das ist auch gut so, weil sonst würden wir verrückt werden. Aber tatsächlich sehen wir nicht, was wirklich passiert. Sondern was wir sehen ist eine kleine verzerrte Abbildung in unserem Verstand. Und da öffnet der Kurs einfach sehr. Das ist mit Wundern gemeint. Also das, was tatsächlich stattfindet, mehr wahrzunehmen.


Frage 2: Die Waffen einer Frau kennen wir. Aber was sind denn die generellen Waffen eines Mannes?


Veit: 

Die Waffen eines Mannes?

Ich glaube, dass es den Mann ja gar nicht gibt. Wenn ich die Frage jetzt mal positiv interpretiere im Sinne von “womit kann ein Mann auf eine gute Art und Weise verführen?” Dann ist es, glaube ich, wenn er zuhören kann. Also wenn er wirklich richtig gut zuhören kann. Wenn er den Menschen vor sich das Gefühl geben kann: “Ich sehe dich. Ich schätze dich. Ich benutze meinen Logos nicht, um dich abzuwerten, sondern um das Schöne in dir zu sehen, zu bestätigen, dich zu ermutigen. Mich beeindrucken Männer, die ihren „Shit“ auf der Reihe haben. Und ich weiß es von Frauen, dass sie es auch mögen, wenn sie Mann vor sich haben, der auf der einen Seite zart sein kann, fühlen kann, aber der auch wirklich weiß, wann es Zeit ist anzupacken und der seinen Polarsternen folgt. So eine Mischung aus zart sein, ja, so wirklich echt zart sein, der Frau vor dir Raum geben zu können und gleichzeitig aber auch auf eine gute Art und Weise in Führung gehen zu können. Definitiv nicht Bullshit zu reden, sondern Worte sorgfältig zu wählen.


Thomas: 

Oh, das ist immer ein schweres, schwieriges Thema. „Ich möchte, dass du mich so verstehst, wie ich es meine“.


Veit: 

Na ja, ich glaube, das ist ehrlich gesagt gar nicht so schwierig. Ich habe lange Zeit zum Beispiel gedacht, dass es schwierig ist, Andrea zu verstehen. Erstens weil sie eine Frau ist und zweitens, weil wir von der Persönlichkeit ja wirklich krass verschieden sind, dann ich hab gemerkt, es ist überhaupt nicht schwierig, wenn ich mich wirklich darauf einlasse. Und vor allen Dingen, wenn ich – da sind wir jetzt wieder beim Kurs im Wundern – wenn ich in diesem ersten Moment nicht denke „ah, das meint sie jetzt“, sondern mich wirklich von ihr in ihre Welt führen lasse. Also Zuhören ist eine echte, im positiven Sinne, “Waffe”, die Frauen in meiner Erfahrung auf eine ganz, ganz schöne Art und Weise öffnet.


Thomas: 

Zuhören und Empathie. Das eine funktioniert nicht ohne das andere, oder?


Veit: 

Ja, definitiv. Weil du oft, ich sag jetzt mal so, nur als Macher zuhörst. Ich glaube, das ist ein Fehler den wir Männer ganz häufig machen. Dass wir hören, was die Frau sagt. Sie artikuliert ein Problem. Und wir denken es geht jetzt darum, dass wir ganz schnell eine Lösung dafür finden. Das ist überhaupt nicht empathisch. Sondern Empathie ist wirklich “fühlen”. Also “mich in die Welt der Frau führen lassen und die echt fühlen”. Es ist auch viel, viel wichtiger als die Lösung für das Problem.


Frage 3: Welches sind die drei wichtigsten Lektionen oder Situationen aus deiner Kindheit und Jugend? (Frage gestellt von Fritz)


Veit: 

Wow Fritz, coole Frage. Da muss ich ein bisschen suchen. Also eine fällt mir spontan sofort ein. Ich bin mit 14 unvorbereitet und nicht geplant einen Marathon gerannt. Also hätte ich eigentlich gar nicht dürfen. Das war glaube ich erst ab 16 oder 18 möglich. Ich wollte eigentlich nur -der ging über 8 Runden – mit meinem Freund 2 Runden mit rennen zum Training. Bin bis damals glaube ich 15 km war die längste Strecke, die ich gerannt bin. Als ich dann durchs Ziel durch gerannt bin hat der Sprecher da was missverstanden und er hat mich als jüngsten Teilnehmer angekündigt. Und dann konnte ich nicht mehr aufhören. Ich hatte am Schluss solche Knöchel, aber ich bin diesen Marathon gerannt, das war so eine der ersten Male, wo ich ganz bewusst erstens gemerkt habe, dass ich tierisch ehrgeizig bin und zweitens, dass ich… also wenn mir jemand sagt “Das geht nicht!”- Das fordert mich total heraus.

Ach, da gibt es so viele Sachen. Also wenn, wenn du sagst “Jugend”. Also für mich war es zum Beispiel eine sehr schmerzhafte Zeit, als ich – Ich war glaube ich ein sehr angepasster Junge – so mit 12/13 plötzlich zu merken: “Ich fühl mich wie in so einem Kuckucksnest”.Also ein Kuckuck in einem falschen Nest gelandet. Und das geht überhaupt nicht gegen meine Eltern, die haben ihr Bestes gegeben. Aber ich habe so für das, was ich damals gesucht habe, nicht mal eine Frage gehabt. Also ich hatte ja nicht mal sagen können, was ich suche. Jetzt rückwärts würde ich sagen, es war Geist, es war Seele, es waren existenzielle Fragen des Lebens. Und das hat mich echt sehr leiden lassen.


Thomas: 

Bist du da irgendwie über Freunde/Bekanntenkreis darauf gestoßen, dich mit diesem Thema auseinanderzusetzen?eil aus dem Elternhaus kam das ja nicht – diese intrinsische Motivation, da etwas irgendwie erfahren zu wollen.


Veit: 

Na, für mich war die Initiation: Ich bin ich bin ja tatsächlich noch anderthalb Jahre zur Armee gegangen, was schrecklich für mich war, weil das der absolute, ich sag jetzt mal… mehr Wahnsinn geht nicht. Besonders wenn du dich selbst als Pazifist fühlst und intellektuell drauf bist und dann diesen ganzen Scheiß mitmachen musst. Aber ich hatte das Glück, dass ich auf meinem Zimmer einen gleichaltrigen Kameraden hatte, der total drin war in solchen Welten wie Dostojewski, Hesse et cetera. Das hat mich jetzt nicht hellmütiger gemacht. Also wenn du in so einem, ich sag jetzt mal in so einem eingesperrten Lager anfängst, Hesse zu lesen, dann wirst du eher schwermütiger. Das war so, als wenn meine Seele zum ersten Mal Nahrung bekommt. Und ich habe damals unglaublich viel gelesen. Ich versteckt in einem dieser Bunker, und hab gelesen, gelesen, gelesen. Also das war meine Initiation.

Die Erfahrung zu wissen, dass dir was fehlt, aber nicht zu wissen, was dir fehlt. Aber auch wirklich zu spüren, dass die Menschen, die du liebst – Ich hab ja meine Eltern geliebt – dir das einfach nicht geben können. Das hat ganz sicher auch meine Arbeit mit Beziehungen und Partnerschaft geprägt, weil ich seitdem einfach weiß, wie extrem wichtig das ist, dass du mit deinen Fragen und Wünschen auf einen fruchtbaren Boden fällst. Wenn du den ich hast, gehst du einfach rein.


Thomas: 

Haben deine Eltern dich verstanden?


Veit: 

Nee. Also das kann ich so offen sagen, weil sie das auch wissen, dass ich das so sehe. Da bin ich ganz ehrlich. Und natürlich tut ihnen das auch weh. Aber ne. Also auch bis heute nicht. Also da ist eine Liebe da, ohne Frage. Sagen Sie auch ganz ehrlich. Sie freuen sich total über den Erfolg und Sie sehen auch, wenn Sie auf Vorträgen sind: “Wow, das gefällt den Menschen”. Aber was ich wirklich mache, das ist ihnen, glaub ich, eher suspekt. Meine Mutter ruft mich auch heute noch manchmal an und fragt: „Ich hab gerade mit den Nachbarn gesprochen. Seid ihr vielleicht doch eine Sekte?“.


Thomas: 

Okay, interessant. Fällt dir noch was ein? Aus aus deiner Kindheit oder Jugend? Weitere Lektionen, oder Situationen?


Veit: 

Es sind so viele. Eigentlich Lektionen, die ich erst im Nachhinein begriffen habe. Also, zum Beispiel, seit ich 40 bin, hole ich mir meine Softness zurück. Ich habe wirklich, vor 40 hab ich gedacht, ich bin der übelste Draufgänger, die totale Groß-Klappe. Und ich bin auch eine Groß-Klappe. Und ich gehe auch gern Risiko ein. Aber Fakt ist, dass mir bewusst geworden ist, dass ich in meiner Kindheit eigentlich mega zart gewesen bin. Also ich kann mich noch erinnern, als die mich das erste Mal in Kindergarten gebracht haben, ich hab die erste Gelegenheit genutzt, um wegzurennen. Es war ein Horror für mich, ein Horror für mich, diese fremden Kinder. Ich hab dann einfach im Laufe dieser Schule – wie das glaube ich einfach viele, viele Jungs machen – ich habe einfach immer mehr einen draufgelegt. Bis ich irgendwann dachte: “Das bin ich.”.


Thomas: 

Wie definierst du hier „einen draufgelegt?“


Veit: 

Na, zum Beispiel weiß ich jetzt – also seitdem ich wieder mehr in Kontakt bin mit diesem zarten Teil in mir – dass es mich viele Sachen der Schule einfach nur gestresst und verunsichert haben. Zum Beispiel, ich bin überhaupt niemand gewesen, der sich geprügelt hat oder so. Aber ich kann mich zum Beispiel erinnern, ich hab dann irgendwann – einfach nur um mich zu behaupten – in dieser Klasse meine eigene Gang aufgemacht. Ich bin da sehr intelligent rangegangen, weil mir war klar im Prügeln werde ich immer verlieren. Also hab ich mir die zwei größten Schläger aus der Klasse, die hab ich mir gesucht. Und da habe ich dann so richtig, wie so ne kleine… „Okay, wir sind jetzt ne Gang.“ Und es war absurd, weil ich hab mit denen nicht wirklich was zu tun gehabt. Also es war überhaupt nicht wirklich ich.

Als ich gemerkt habe, dass Leistung einfach ein Schachmatt-Argument ist; das heißt, wenn du gute Zensuren bringst, dann können sie dir nicht wirklich was, habe ich irgendwann einfach eine tierische Arroganz an den Tag gelegt. Und fand das super cool die Lehrer auflaufen zu lassen. Wenn ich jetzt zurückschaue, sehe ich einfach diesen Wicht, der sich selbst nicht kennt und der Selbstwert daraus zieht, dass er andere runterzieht.


Thomas: 

So, und heute ist aus der ganzen Gang eine riesen Community geworden. Also irgendwie hast schon damals gewusst was du kannst und wo du hin willst.


Veit: 

Das Spannende ist ja, weißt du, wenn du so dir deine Wunden anschaust – mit denen, ich glaube, jeder von uns ins Leben startet – und dann siehst, was du so wirst oder was du so machst, dann siehst du schon einen Zusammenhang. Also Andrea und ich, wir haben beide krass defizitäre Kindheiten gehabt, also wo wir – sie wieder ganz anders als ich – aber wo wir wirklich viele Dinge nicht gekriegt haben, die jeder Mensch haben sollte, damit er aufblüht. Und zu sehen wie wir beide im Grunde genommen gesagt haben „Okay, wir haben das nicht gehabt, wir kreieren das jetzt. Wir kreieren es als Family. Und weil das nicht reicht, bringen wir einfach diese Werte in unsere Freundschaften. Und weil das nicht reicht, bringen wir sie einfach in die Gesellschaft.“. Also wir sorgen dafür, dass die Kids, die heute aufwachsen, möglichst bessere Startbedingungen haben – und das ist cool.


Frage 4: Was würdest du einem Menschen sagen, der von einem Burnout aus dem Leben gekickt worden ist?


Veit: 

Erst einmal dass, ich dich verstehe. Ich habe lange Zeit – bin ich ganz ehrlich – mit Burnout nix anfangen können. Ich dachte mir “okay, da hat jemand einfach nicht auf sich aufgepasst”. Oder: “Da ist jemand nicht tough genug.” Aber vor drei Jahren war ich da. U weiß seitdem, wie das überhaupt entsteht.


Thomas: 

Also du meinst mit „du warst da“ du hast das selber miterlebt?


Veit: 

Ja, ja. Ich war komplett down. Also ich weiß wie dunkel der Moment ist. Ich weiß wie, wie schamvoll das auch ist, wenn du einfach merkst, du funktionierst einfach nicht mehr so, wie du funktionieren willst. Und auch so eine Scham – zumindest war es bei mir so – also wie konnte es überhaupt dazu kommen? Also „ich verstehe dich“ würde ich diesem Menschen sagen. Und ich würde ihn fragen, ob er weiß, wie er gut für sich sorgen kann. Also keine Ziele, kein “Ich muss hier ganz schnell wieder raus”, sondern “Hey, ab in die Höhle mit dir und leck deine Wunden. Und hab aber ein paar gute Freunde, die dich nicht alleine in der Höhle lassen, sondern die kommen, die dir eine Suppe hinstellen.” Das war das Wichtigste damals. Die wenigen Leute um mich herum, die auch nicht irgendwelche doofen Fragen gestellt haben, sondern einfach gesehen haben, was los ist und gesagt haben: “Kotz dich aus, heule dich aus. Ich ich halte solange die Basis.”.


Thomas: 

Was hat dir die Kraft gegeben da wieder rauszukommen?


Veit: 

Verschiedene Sachen. Also ich meine, es war eine verrückte Situation. Der letztendliche Crash-Punkt war, dass die Plattform, also der Vorgänger von Homodea – Humantrust – einfach komplett gecrasht ist. Und zwar in der Nacht, in der wir sie gelauncht haben. Wenn du dir vorstellst du arbeitest zwei Jahre lang – also wirklich mit minimal Schlaf und tausenden von Meetings – du arbeitest auf diesen Punkt zu und hältst dich quasi so an der Hoffnung wenn dieser Big Bang jetzt kommt, dann kannst du dich entspannen und dann rauscht das Ding einfach ein. Es war für mich ganz gruselig, weil ich bin – was meine Arbeit betrifft – so ein Mann von Ehre. Also im Sinne von: Ich kann das garnicht ab, wenn ich nicht abliefere, was ich versprochen habe. Und es ging damals auch einfach nicht. Gleichzeitig war aber klar, ich muss am Abend vor die Kamera. Weil wenn ich jetzt komplett aussteige, dann rauscht es wirklich alles runter. Das war eine schizophrene Situation, weißt du, so am Morgen aufzustehen. Ich hab damals echt viel geheult. Dann hab ich viel getanzt, um den Scheiß raus zu kriegen. Ich hab manchmal stundenlang im Bett gelegen, wollte gar nicht aufstehen und dabei zu wissen „Okay, ich steh heute Abend einfach vor der Kamera.“.as aber schön war und was mich zutiefst berührt hat und seitdem unglaublich vertrauen lässt, ist die Erfahrung zu machen, dass Menschen Verständnis dafür haben und das mittragen. Also ich habe nicht “mit Hochglanz” vor der Kamera gestanden, sondern ich hab manchmal auch vor der Kamera geheult. Ich hab gesagt: “Leute, ganz ehrlich, so sieht’s grad aus.”. Und es war einfach total schön zu sehen, wie die Leute das mitgetragen haben.

So bescheuert die Zeit war, ich möchte sie nicht missen. Für die Leute da zu sein war einganz wichtiger Punkt. Aber auch für meine Family, einfach da zu sein – auch . Doch das war ein Punkt. Also wenn ich jetzt ganz alleine gewesen wäre, dann hätte ich mich wahrscheinlich erst einmal total verkrochen.


Thomas: 

Ich denke, Eein generelles Problem, das wir in der Gesellschaft haben, ist, dass es halt von vielen belächelt wird als einen Zustand, den es eigentlich nicht so wirklich geben kann. Und das ist natürlich nochmal eine zusätzliche Frustration, wenn man mit diesem Problem ja nicht ernst genommen wird.


Veit: 

Ja, also. Also ich meine, Burnouts können auch sehr, sehr verschiedene Sachen sein. Aber seitdem beschäftige ich mich halt ganz viel mit . Mit diesem Anfangsstadium. Was? Wo? Was? Was sind so diese kleinen Signale, die die Menschen einfach oft nicht mitkriegen und denken „ach kommende, das stecke ich jetzt weg.“.


Thomas: 

Kannst du da ein Buch empfehlen, ein Kurs empfehlen oder ähnliches? Wenn sich dafür jemand vielleicht interessieren sollte?


Veit: 

Ich habe damals, als ich wieder rauskam, aus der Senke, ein Buch geschrieben: „Fucked Up – Wie du aus Scheiße Mist machst“ oder so ähnlich heißt der Untertitel. Ich hab meinen Verlag angerufen uns habe gesagt: „Ich bete dafür, dass ich nie wieder in so einer Krise sein werde. Und das heißt, ich werde ganz sicher, in einem Jahr werde ich keine Lust mehr haben darüber etwas zu schreiben. Also wenn ihr wollt, dann schreib ich das jetzt.“. Und dann ist so ein Buch entstanden. Ich finde es ganz schön, weil es ist so klein und das ist praktisch, also ganz viele praktische Sachen, die mir geholfen haben.

Thomas: 

Prima. Also, “Fucked Up”, merkt’s euch.


Frage 5: Was bedeutet für dich „Flow“? Und gefragt hat das die Petra.


Veit: 

Flow ist ein Zustand, den wir alle kennen, liebe Petra. Was zeichnet einen Flow-Zustand aus? Also du bist komplett in der Gegenwart. Du hast sehr häufig kein Gefühl mehr für dein Ich. Also nicht im Sinne von Ich-Auflösung, sondern du bist total da. Aber du bist so eins mit der Umgebung.

Also zum Beispiel Jogger erleben das – dieses “Jogger-High”. Wenn du plötzlich das Gefühl hast, nicht du rennst, sondern es rennt dich. Oder es tanzt dich. Es schreibt dich. Oder er spricht dich. Also auch wenn das vielleicht crazy klingt: Meine besten Vorträge sind die, bei denen ich nicht weiß, was als nächstes Wort rauskommt. Das merk ich relativ bald am Anfang, wenn der Flow da ist und dann kann ich einfach loslassen und dann kümmert sich das Leben. Interessanterweise – ich beschäftige mich wirklich viel damit, weil ich glaube, dass wir instinktiv permanent nach diesen Zuständen suchen -ist die Vorstellung, die viele Menschen haben von flowen, nämlich das “ich lasse mich total gehen und ich tanze mit dem Wind.” – Es ist genau das Gegenteil:Um Flow-Zustände möglichst häufig zu erreichen führst du tatsächlich ein extrem diszipliniertes Leben. Du lernst dich sehr gut kennen. Unser Gehirn will in den Flow Zustand, es drängt eigentlich permanent danach. Im Grunde genommen geht es darum, alles was das verhindert rauszunehmen aus der Gleichung. Also zum Beispiel Unterbrechungen. Unterbrechungen während der Arbeit verändern Flow-Zustände – das ist ganz simpel. Punkt. Hau die Unterbrechungen raus. Sorge dafür, dass du anderthalb Stunden einfach nicht gestört wirst.

Über Dinge nachdenken stört den Flow. Wenn du viel im Kopf hast, stört das den Flow. Seit ich mich mit Flow beschäftige, habe ich immer einen Zettel dabei und schreibe alles sofort raus, dass es wieder weg ist. Dinge zu machen, die du gar nicht liebst. Logisch. Warum ich so total drauf stehe ist, weil ich einfach erfahre, dass ich oder auch andere Menschen in Flow-Zustände in eine neue Dimension von uns selbst gehen. Das heißt, wir leben eigentlich alle auf Sparflamme, was unsere Kreativität betrifft, was aber auch die Freude an den Dingen betrifft. Für mich ist das eines der kommenden Themen auf der Plattform Homodea und mein erklärtes Ziel ist das so lange auf die Fahne zu schreiben, bis daraus ein Schulfach wird. Zum Beispiel unser Arbeitsalltag ist ganz häufig nicht Flow gerecht, sondern er wird zerstört. Das ist absurd, weil auf der einen Seite wollen ja Unternehmer, dass Angestellte eine gute Leistung bringen. Auf der anderen Seite ist es ganz oft so organisiert, dass gar kein Flow-Zustand entstehen kann.


Thomas: 

Ich hatte jetzt gerade eingeworfen was mir spontan dazu eingefallen ist, nämlich Selbstzweifel. Ich komme in keinen Flow rein, solange ich unterbewusst irgendwie ständig mich selbst hinterfrage. 


Veit: 

Ganz wichtig für Flow: Du musst loslegen. Einfach loslegen. Also zum Beispiel beim Schreiben, wenn ich ein Buch schreibe. Ich habe nicht immer Flow-Zustände, aber was kontraproduktiv ist, ist dich hinzusetzen und auf das weiße Blatt zu starren. Ich fange einfach an, selbst wenn ich dann 10 Seiten lösche, irgendwann klinkt sich das einfach ein.


Thomas: 

Vielen Dank dir Veit. Das war auf VeitFAQ Nummer 5. Herzlichen Dank!

Wenn ihr Fragen habt, an Veit, über Veit, dann schreibt uns zum einen an veitfaq@veitlindau.com oder kommentiert auch gerne direkt auf den Social-Media-Kanälen, wo der Veit dieses Format ankündigen wird. 

Hat uns sehr gefreut! Und ich freue mich auch schon auf in zwei Wochen, lieber Veit. 

Bis dahin, habt eine gute Zeit, viel Spaß, bleibt gesund.

Veit: 

Ciao, ihr Lieben!