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Neid, Moneten und die Kultur der Entrüstung

Autor Veit Lindau
Datum 05 Dez 2017
Veit Lindau - Teacher

Achtung! Dieser Artikel wird etwas länger. Um deine Zeit zu respektieren: Er lohnt sich für dich, wenn du die Themen Erfolg, Geld, Neid noch nicht 100% auf der Reihe hast.

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Achtung! Dieser Artikel wird etwas länger. Um deine Zeit zu respektieren: Er lohnt sich für dich, wenn du die Themen Erfolg, Geld, Neid noch nicht 100% auf der Reihe hast.

Wer gibt das schon gern zu?

Um fair zu sein: Das Opfer in dir wird mich hassen.

Wenn du es eh nicht loslassen willst, lies einfach nur schnell quer, komm zum Schluss, dass dies alles ungerecht und der Typ, der hier schreibt, bescheuert ist und meckere weiter. Das Opfer in dir ist jene Stimme, die genau weiß, wo die Ursache für dein Problem liegt – auf jeden Fall nicht in dir. Das Opfer in dir hat dich nie weitergebracht, dich nie vom Leid befreit und keine Lösung geliefert. Dennoch übt es eine faszinierende Macht auf uns aus. Es verspricht kurzfristige Ablenkung vom eigentlichen Problem und maximale Erregung unseres Gehirns bei minimalen Denkaufwand. Es gibt so viele wunderbare Baustellen, auf denen sich das Opfer austoben kann. Beziehungen, Politik, Glück oder – davon soll dieser Artikel handeln – Finanzen.

Falls du mich noch nicht kennst: Ich schreibe gern provokant, aber nicht mit ausgestrecktem Zeigefinger.

Ich habe auch ein Opfer in mir und ich kenne Zeiten, in denen ich materiell wenig besaß und genau wusste, wer daran schuld war – auf jeden Fall nicht ich. Ich weiß, wie es sich anfühlt, Recht zu haben und sich gleichzeitig so besch… ohnmächtig zu fühlen. Doch so verlockend es ist: In diesem Sumpf auszuharren bringt dich nicht weiter.

Als Person der Öffentlichkeit muss und will ich damit leben, dass viele Menschen eine Meinung über mich haben – meist ohne mich zu kennen. Normalerweise kümmere ich mich nicht darum, doch manchmal stolpere ich über Diskussionen, die muss ich einfach aufgreifen. Da wittert der Coach in mir die Möglichkeit, ein eventuell für viele Menschen spannendes Thema bewusster zu beleuchten. Vor ein paar Tagen fand ich einen Dialog im Netz, in dem sich einige Stimmen heftigst über den Preis unseres Silvester- Workshops entrüsteten: 280 €. Von „Ausbeutung, Gier, Geldmacherei,…“ war die Rede.

Das nehme ich als Anlass, einige Gedanken niederzuschreiben, die ich schon lange einmal teilen wollte. Ich verstehe sehr gut, dass ein erfolgreiches Unternehmen wie unseres auch hervorragend Anlass für Projektionen gibt. Viele freuen sich mit uns. Es ruft Neider auf dem Plan und manche glauben, wir baden wie Dagobert in unserem Gold.

Traum und Wirklichkeit

Da Andrea und ich auf Transparenz stehen und ich Erfolg lehre, teile ich heute einige Überlegungen und Fakten aus unternehmerischer Sicht mit dir, die hoffentlich die Perspektive des Neides etwas auflockert und den Ball wieder mehr ins Spielfeld der eigenen Träume lenkt. Wenn wir Menschen für etwas bewundern oder beneiden, vergessen wir schnell, dass wir immer nur einen begrenzten Ausschnitt sehen. Den Moment im Rampenlicht und den meistens noch durch den eigenen Glauben verzehrt. Unternehmertum hat sehr viele Aspekte, Licht und Schatten, Gipfel und Täler.

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Andrea und ich arbeiten zum Beispiel 12 – 16 Stunden täglich und das sieben Tage in der Woche. Darauf sind wir weder stolz, noch beklagen wir uns darüber. Das haben wir – bis hierher – bewusst gewählt. Wir lieben, was wir tun und wir arbeiten sehr gern. Der Erfolg unseres Unternehmens ist nicht über Nacht entstanden. Wir haben in den letzten 25 Jahren hart dafür gearbeitet und durften oft einen langen Atem beweisen. Vor dem Erfolg haben wir harte ökonomische Durststrecken durchwandert, auf denen wir zum Teil nicht wussten, wie wir die nächste Miete zahlen sollen. Wir haben das Risiko immer selbst und allein getragen. Letztendlich stehen wir für jede Fehlentscheidung und jeden Misserfolg gerade.

Im letzten Jahr haben wir das erste Mal seit 15 Jahren Urlaub gemacht. Den Urlaub, den wir in einigen Tagen antreten, haben wir vier Mal verschoben, weil immer irgendetwas im Geschäft dazwischenkam. Lass uns noch etwas genauer das irre viele Geld betrachten, welches ein Unternehmer doch offensichtlich einnimmt: „Die Lindaus haben ein Seminar gegeben, an dem haben 200 Menschen für 150 € teilgenommen. Wow! D.h. ja, sie haben 30.000 € verdient. Stimmt’s? Oder nimm mal sein neues Buch. Kostet 10 €. Hat sich in den ersten vierzehn Tagen 10.000 Mal verkauft. Dann hat er ja 100.000 € verdient.“ Das wäre schön.

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Bildquelle: https://www.micky-maus.de

So sieht es wirklich aus: Vieles von dem, was reinkommt, landet gar nicht bei dem Unternehmer. Er gibt das Geld weiter, an Menschen und Posten, die du nicht siehst. Im letzten Jahr haben wir zum Beispiel 80% unserer gesamten Einnahmen in technologische Weiter-Entwicklung reinvestiert. Wir tragen die Verantwortung für die Gehälter von zwölf Festangestellten und mindestens noch einmal so viel Freelancern. Wir sprechen hier von monatlichen Fix-Kosten im höheren sechsstelligen Bereich.

An einem Buch arbeitet ein Autor lange Zeit unentgeltlich. Wenn er, wie in meinem Fall mit drei Fingern schreibt (selber schuld!), besonders lange. Von dem Erlös eines Buches erhalte ich 7 %, also 0,70 € von 10 €.

Doch wenn alle diese Kosten abgezogen sind, geht es erst richtig los.

Von jedem Euro, den du zum Beispiel für eines unserer Seminare bezahlst und der nach Abzug aller Kosten noch bei uns bleibt, darfst du nun abziehen:

  • 19 % für die Mehrwertsteuer.
  • 45 % für die Einkommenssteuer.
  • Und nochmal einen fetten Betrag X für die Gewerbesteuer.

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Ob es intelligent ist, mit einem Unternehmen wie dem unsrigen von Deutschland aus zu agieren, kann man in Frage stellen. Wir haben uns bewusst dazu entschieden. Wir sind dankbar für die Möglichkeiten, die uns dieses Land bietet und geben sehr gern viel an die Gesellschaft zurück. Für alle, die staatliche Förderungen genießen, über Autobahnen fahren oder ihre Kinder auf kostenlose Schulen gehen lassen: Das Geld dafür kommt irgendwoher. Vielleicht von den Menschen, auf die du neidisch bist.

Ich liebe mein Leben und ich fühle mich auf allen Ebenen sehr beschenkt. Dies ist kein Klagen, sondern eine Einladung zum Augenöffnen. Denn Erfolg kommt nicht durch Bewunderung und erst recht nicht durch Neid zu dir, sondern nur, wenn du den Weg gehst und bereit bist, den Preis zu zahlen. Bevor du das nächste Mal die Finger ausstreckst, atme tief durch und frag dich, ob du je versucht hast vorzustellen, wie es sich in den Schuhen des Anderen läuft.

Vielleicht beruhigt der Text ja ein wenig auch die, die sich Sorgen machen, ob Andrea und Veit im Reichtum ertrinken. Wir haben weder die Zeit, noch das Interesse an der Anhäufung von Luxusgütern. Wir sind extrem passionsgetriebene Menschen. Geld ist es nicht. Doch es ist cool, es zu haben. Uns geht es sehr gut. Wir wohnen in einem wunderschönen Haus (gemietet), fahren ein großes Auto (Q7, geleast) und gehen oft essen, weil keiner von uns beiden gern kocht. Zu mehr Luxus ist gar nicht die Zeit.

Noch kurz eine Rechnung zu den 280 € für den Silvester-Workshop, die ja der Anlass der Diskussion waren.

Ich verstehe, dass dies für Menschen, die hart kalkulieren müssen, viel Geld ist. Dennoch bereichern wir uns nicht. Das Haus (wir haben für Silvester bewusst etwas sehr besonderes gewählt), kostet uns mit Miete, Technik, Sicherheitskräfte, Essen,… 85.000 € (plus Mwst.). Es ist, was das Anmieten einer Location betrifft, nunmal die teuerste Nacht des Jahres. Wir reisen mit einem zehnköpfigen Team an, das auch bezahlt werden möchte. Die Künstler bekommen 5000 € für ihre Performance. Wenn wir den Break-Even schaffen, sind wir froh. Wir machen dies dennoch sehr gern, denn wir wollen dieses wilde Jahr mit vielen Menschen, die mit uns verbunden sind, würdevoll und großzügig vollenden.

Der Mythos der Gutmenschen

Ich höre immer wieder, nicht nur bei uns, sondern auch bei anderen Coaches und Therapeuten die Erwartungshaltung mancher Klienten, wenn es hier doch um Liebe gehe, sollte die Arbeit wenig oder am besten nichts kosten. Das führt so weit, dass manche meiner Kollegen mit Absicht tiefstapeln, was ihren Erfolg betrifft. Ich halte dies für eine bedauerliche Werteverschiebung einer materialisierten Gesellschaft, in der wir völlig selbstverständlich für alles bezahlen, was wir konsumieren und anfassen können. Egal, ob es uns guttut oder nicht. Alle Kollegen und Kolleginnen, die ich kenne, sind hart und fleißig arbeitende Menschen. Der Inhalt ihrer Arbeit ist wertvoll und wichtig. Das darf kosten und ich persönlich wünsche mir, dass alle Menschen in helfenden, therapeutischen und transformierenden Berufen stark anerkannt und auch finanziell honoriert werden.

Geld darf kein Hindernis sein

Natürlich sollte Geld niemals zwischen dir und der Liebe, zwischen dir und einer bedeutsamen Information stehen. Da gebe ich dir völlig Recht. Andrea und ich haben selbst Jahre erlebt, in denen wir extrem knapp bei Kasse waren und wir haben uns damals geschworen: Geld wird nie der Hindernisgrund sein, in den Genuss unserer Arbeit zu kommen. Das ist einer der Gründe, warum ich begonnen habe, Bücher zu schreiben, die sich jeder leisten kann (in der Bibliothek findest du sie kostenlos) und sehr viele Materialien und Videos gratis ins Netz zu stellen. Deshalb haben wir unsere Life Coaching Plattform humantrust gegründet. Hier können Menschen für einen 1 € am Tag unser gesamtes Wissen in hochwertigen Kursen und Live Videos abrufen.

Für manche Menschen in Extrem-Situationen ist selbst das noch zu viel. Wir finden dafür immer eine Lösung. Meine Frau treibt unsere Buchhaltung mit ihren nicht vorgesehenen Extraregelungen manchmal in den Wahnsinn. 😉 An unseren Seminaren nehmen manchmal Studenten oder Alleinerziehende für einen Bruchteil des Preises oder sogar frei teil. Voraussetzung ist, sie kommunizieren selbstverantwortlich und nicht jammernd oder gar vorwurfsvoll mit uns.

Also für das nächste Mal, wenn es dir nicht primär ums Meckern, sondern ums Mitspielen geht und du glaubst, den Eintritt für irgendetwas, was dir wirklich wichtig ist, nicht bezahlen zu können: Der Knoten liegt zu 99% in unserem Kopf. Vielleicht fragst du einfach, was du tun kannst, anstatt dich von deinem inneren Opfer kleinreden zu lassen. Dein Geist folgt deinem Fokus. Und deinem Fokus folgt dein ganzes Leben. Wenn du dich darauf konzentrierst, was du im Augenblick nicht haben kannst, wirst du es auch morgen noch nicht genießen. Es ist so essentiell, dich nicht auf das zu konzentrieren, was du nicht willst, sondern auf das, was du willst.

Was ist dein Wunsch?

Was ist dein Ziel?

Es gibt tausend Wege dahin, die du heute noch nicht kennst.

Die Frage ist, ob du sie entdecken willst.[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]