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Der Schmerz ist der Bote deines Lebens

Autor Veit Lindau
Datum 06 Feb 2018
Der Schmerz ist der Bote Deines Lebens Blog Veit Lindau

Kannst du deinen Schmerz halten?Oder kämpfst du, wenn er dich heimsucht, wie ein wildes Tier dagegen an?In dem du zurück schlägst, zurück giftest, ihn in Alkohol ertränkst oder Ablenkungen flüchtest?

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Kannst du deinen Schmerz halten?

Oder kämpfst du, wenn er dich heimsucht, wie ein wildes Tier dagegen an?

In dem du zurück schlägst, zurück giftest, ihn in Alkohol ertränkst oder Ablenkungen flüchtest?

Wenn die Menschheit überleben und dauerhaft Frieden erschaffen möchte, werden wir alle lernen müssen, unseren Schmerz zu halten.

Nicht im Leid suhlend festhalten. Nicht wie ein Opfer aushalten.

Halten bedeutet, in seinem Feuer wach stehen zu bleiben, bis der Schmerz dich geweitet hat. Bis du mit deinen Dämonen in Frieden bist. Bis du DAS fühlst, was viel größer als jeder Schmerz ist.

Nein, ich bin kein Schmerz-Junkie. Ich genieße es sehr, wenn nichts weh tut. Aber ein menschliches Leben wirft Licht und Schatten.

Ja, Leben ist ein Wunder. Aber es ist nicht nett.

Es beginnt mit dem Schmerz der Geburt.

Es konfrontiert uns wieder und wieder mit der Zerbrechlichkeit unseres Körpers.

Es dehnt und schmiedet uns im Feuer unserer Niederlagen und Ent-Täuschungen.

Es tut weh, wenn wir uns nicht verstanden und gesehen fühlen.

Es öffnet unser Herz für andere Menschen und wenn sie sich darin so richtig eingenistet haben, reißt es sie oft wieder heraus.

Leben nährt dich wie eine liebevolle Mutter,

erhebt dich wie ein großartiger Vater zu den Sternen.

Doch es lässt dich eben auch dursten und hart auf dem Boden gescheiterter Träume aufschlagen.

Wie gehst du, Mensch, in jenen dunklen Stunden mit dem Schmerz deines Menschseins um?

Kannst du ihn halten? Kannst du in seinem Feuer stehen?

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Oder schleuderst du ihn hilflos heraus,

suchst nach Schuldigen,

beißt zurück…

Wenn wir nicht alle lernen, unseren Schmerz zu halten, bis er sich in eine gute Medizin verwandelt,

legen wir in unserem Aufbäumen immer und immer wieder die Saat für neuen Krieg.

Schau dir den offen ausgetragenen Wahnsinn zwischen Palästina und Israel an. Völker, blind von Schmerz und Wut. Sich lieber selbst zugrunde richtend, als auf einander zuzugehen.

Doch das Gift entsteht nicht irgendwo da draußen. Es eitert in jedem Herzen, das noch nicht gelernt hat, den Schmerz zu halten.

Wir verderben unsere Freundschaften durch Lästern und Intrigieren.

Wir manipulieren unsere Kinder und geben ihnen ein tragisches Erbe mit auf den Weg, weil wir es nicht in Würde ertragen können, wenn Beziehungen scheitern.

Wir ziehen fremde Menschen in einen Kampf hinein, der eigentlich tief in uns tobt.

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Es ist ein existentielles Paradox. Wenn du wirklich leben willst, sei bereit, hin und wieder den kleinen Tod zu sterben.

In dem du, wenn der Zeitpunkt gekommen ist, nicht kämpfst, sondern innehältst.

Das nächste giftige Wort, die nächste provozierende Geste nicht in die Welt entlässt, sondern stattdessen etwas Verrücktes tust:

Du begrüßt deinen Schmerz als deinen Lehrmeister.

Du wehrst in nicht ab, sondern du öffnest ihm deine Brust.

Und du rufst ihm sanft zu: „Komm. Nimm mich. Weite mich. Verbrenne den Glauben an meine Kleinheit. Verbrenne alles, was zwischen mir und meiner wahren Größe steht.“

Dann wirst du eine erstaunliche, gnadenvolle Entdeckung machen.

Das, wovor du dein Leben lang weggerannt bist, ist der Bote deines Lebens.

In dem du JA sagst, verwandelt sich ein scheinbar dunkler Dämon in dir in einen Lichtbringer.

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Es tut immer noch weh. Doch jetzt ist es ein guter Schmerz.

Er führt dich heim.

Er macht dich still.

Er setzt dich frei.

Ron Smothermon hat es einmal wundervoll auf den Punkt gebracht:

„Das Ausmaß des Schmerzes in deinem Leben ist ein Hinweis darauf, wie sehr du dich von dir selbst entfernt hast.“

In dem wir ihn nicht mehr als Fehler, sondern als Lehrer begrüßen, führt er uns nicht mehr weiter von uns weg, sondern zieht uns nach Hause.

Das klingt nur solang seltsam, bis du es erlebt hast.

Vielleicht protestierst du gerade innerlich, weil du denkst: „Ich will doch nicht alles still erdulden!“

NEIN. Darum geht es nicht.

Ich nehme „die anderen“ nicht in den Schutz. Wo Grenzen angebracht sind, müssen sie gezogen werden.

Doch, was glaubst du wohl, welche Mauer mehr dem Frieden dient?

Eine – gebaut im Haß und Empörung? Die dich durch Groll an deine Vergangenheit bindet?

Oder eine, die du klar und konsequent und im Mitgefühl ziehst, um dann in Frieden deinen Weg zu gehen?

Wenn du bis hierher gelesen hast, dann schreibe ich sehr wahrscheinlich für dich.

Dann gibt es irgendwo in deinem Leben eine Situation, in der es Zeit ist, dass du dich erhebst, in dem du aufhörst zu kämpfen, sondern den Schmerz nach Hause holst.

Ich weiß, dass dort, wo wir diesem Schmerz in uns begegnen, kein kluger Ratschlag hilft.

Aber manchmal ein Freund, der uns leise lauscht und sagt:

„Ich verstehe dich. Ich fühle dich. Und… ich weiß, dass du größer als das bist.“

Wer sollte den Anfang machen, um dieser Welt Frieden zu bringen?

Wenn nicht du und ich?

In stiller Verbundenheit, Veit

PS: Weiter unten findest du zwei Meditationen, die mir sehr helfen, Schmerz auf eine gute Weise zu halten und zu heilen.

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